Helia baganawa?
Wird ein Garinagu gefragt „Helia baganawa?“, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er/sie darauf antwortet: „Belize naganawa.“
Erkundungen über die schwarzen Kariben
Dángriga, eine Kleinstadt im Süden von Belize, Zentralamerika.19. November.
Entlang des Stann Creek Flusses sowie auf der Brücke haben sich hunderte Menschen versammelt. Noch sind die beiden Boote nicht zu sehen, die in wenigen Minuten hier landen werden, so wie damals vor über 200 Jahren. Der Garifuna Settlement Day feiert alljährlich am 19.November die Ankunft der ersten Garinagu im damaligen British Honduras, heute Belize.
Die Garinagu, auch schwarze Kariben genannt, leben heute als Minderheit in Guatemala, Honduras, Nicaragua, den USA und Belize. Sie bezeichnen sich als hybride Menschen, sind eine Mischung aus Arawak, Kariben und Afrikanern, die im 17. Jahrhundert auf der Insel St. Vincent entstand. Es war die Zeit der europäischen Kolonialherrschaft in der Karibik. Die Garinagu kämpften gegen die Spanier, die Franzosen und zuletzt gegen die Engländer, sie zogen es vor, sich von den Klippen ins Meer zu stürzen, um nicht versklavt zu werden.1795 deportierten die englische Kolonialmacht 5.000 der Garinagu auf eine benachbarte, unbewohnte Insel, wo die Hälfte innerhalb von sechs Monaten verstarb. Die anderen 2.500 wurden auf englische Kriegsschiffe gesetzt und Richtung Honduras geschickt. Die Garinagu kamen zwar als Vertriebene und Flüchtlinge nach Zentralamerika, aber sie kamen nicht als Sklaven. Darauf sind sie bis heute stolz, weil dadurch Sprache, Essensgewohnheiten, Rituale erhalten geblieben sind. Viele Eltern geben ihren Kindern Garifuna Namen, die in Zusammenhang mit der Insel St. Vincent stehen: z.B) Emeni „ Vertrauen“, Nisani „mein Kind“, Wasinun „ unser Schicksal.“
Seit 1977 wird der Settlement Day in Belize als nationaler Staatsfeiertag begangen.
Versicherungen, Banken, Supermärkte wünschen ihren Kunden in Zeitungsinseraten einen wunderbaren Garifuna Tag und aus Honduras, Guatemala und den USA kommen Garingagu vor allem nach Dangriga, die Stadt an der Küste, die als eines der Garinagu Zentren gilt und in der Garifuna Sprache „süßes Wasser“ bedeutet.
Garifuna ist die Sprache der Garinagu. Die Sprache ist ein linguistisches Juwel mit eigener Grammatik, Konjugation, eigenen Regeln und Vokabeln, eigener Syntax. Das liegt nicht nur an ihren Wurzeln, den amerindischen Sprachen oder ihrer Anreicherung aus dem französischen, englischen, spanischen und afrikanischen Wortschatz. Das Besondere der Garifuna Sprache zeigt sich darin, dass es eine Sprache für Männer und eine für Frauen gibt. Frauen und Männer verwenden für bestimmte Begriffe unterschiedliche Worte.
Punta Rock und Dugu
Punta Rock und Dugu. Als Pen Cayetano den Punta Rock erfand, galt der neue Musikstil als Revolution. Er nahm den traditionellen Punta Rhythmus, den die Garinagu sowohl bei sozialen wie auch bei heiligen Events einsetzen und entwickelte diesen weiter, indem er elektrische Gitarren einsetzte und Schildkrötenpanzer. Musik und Tanz gehören zur Garinagu Kultur so wie die Sprache und Zeremonien wie der Dugu. Der Dugu ist das Herzstück der Spiritualität der Garinagu. Er ist den Vorfahren gewidmet, die in der Garinagu Kultur eine zentrale Rolle spielen. Es sind die Ahnen, die in der Regel den Dugu einfordern. Im Verlauf der Zeremonie können sie befragt werden und ein Medium in Trance gibt ihre Aussagen wieder.
Tourismus gegen Tradition?
Die Cayes. Belize verfügt über das zweitgrößte Korallenriff und entlang dieses Riffs gibt es die Cayes, kleinere und größere Inseln. Einige Cayes verfügen über eine exquisite touristische Infrastruktur, andere haben keine oder nur wenige, kleine Hotels. Die Cayes ziehen Taucher und Schnorchler an aber ebenso in-und ausländische Investoren, die an einem Kauf der Inseln interessiert sind. Diese Cayes sind aber auch für die Garinagu Kultur unverzichtbar, da ein Teil der Dugu Zeremonien dort abgehalten wird. Die Garinagus befürchten, dass sie eines Tages vor dem Schild „Zutritt verboten“ stehen könnten, weil die Eigentumsrechte der Inseln von der Regierung an die Bestbieter verkauft wurden.
Benjamin Nicholas, Besuch bei einem Künstler
Benjamin Nicholas, einer der bekanntesten Maler von Belize, wohnt in Dangriga. Er wuchs in einer typischen Garinagu Familie auf. Der Vater war Bauer und Fischer. Aber das Kind Benjamin interessierte sich weder für Boote noch für Bananen. Es zeichnete Blätter und Bäume. Heute hängen die Bilder von Benjamin Nicholas in der Atlantic City Bank in Belize City und bei der Credit Union. Da sich nur wenige Menschen in Belize einen echten Nicholas leisten können, gehen die meisten Arbeiten ins Ausland. Der Gemeinschaftsgedanke, zentraler Punkt der Garifuna Philosophie, findet sich auch in den Arbeiten von Benjamin Nicholas, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit Farben, Pinseln und Leinwand die Geschichte und das Leben der Garinagu zu dokumentieren.